„Et Laijemöbbesje erzählt“
„Der Fuhrweg“
Gude ihr Leut,
der Kesterter Fuhrweg, also die Verbindungsstraße von Nieder- nach Oberkestert überquere ich bei meinen Wanderungen durch die Gemarkung fast täglich. Ich muss dabei immer sehr vorsichtig sein, um nicht unter die Füße der zahlreichen Rheinsteigwanderer oder unter einen Autoreifen zu kommen. Dies wäre auch für so ein robustes Laijemöbbesje wie mich alles andere als gesund.
Wenn es mir dann wieder einmal geglückt ist den Fuhrweg sicher zu überschreiten, denke ich wehmütig an frühere Zeiten zurück, in denen es noch keinen Auto- und nur einen sehr beschränkten Fussgängerverkehr gab. Sicher, so manches Kuh- oder Pferdegespann hat seinerzeit die steile Strecke meistern müssen. Auch zahlreiche „Stuußkarre“ wurden von den Menschen hier herauf und wieder herunter gedrückt. Früher musste ja schließlich auch noch mehrmals am Tag Futter für die zahlreichen Geisen der Einwohner von Kestert in Oberkestert geholt werden. Allerdings kündigten sich diese Gefährte immer durch lautes Klappern oder Schnauben der Tiere an. Das ermöglichte uns Laijemöbbesjer, und all den anderen Reptilien, sich rechtszeitig in Sicherheit zu bringen.
Anfang der 1960er Jahre wurden dann erste Stimmen laut, die einen Ausbau des Fuhrwegs nach Oberkestert und weiter nach Prath und Dahlheim forderten. Die zunehmende Motorisierung der Bevölkerung verlangte nach besseren Straßen. 1964 war es dann schließlich so weit. Seit dieser Zeit wird der ehemals nur „gestickelte“ Weg von einer stabilen Teerdecke überzogen. Um auch größeren Fahrzeugen ein Passieren des Fuhrwegs zu ermöglichen, musste seinerzeit noch die Kurve hinter dem Friedhof verbreitert werden. Dadurch fiel leider auch das schöne alte Heiligenhäuschen unterhalb des Kirschköppels weg. Die noch vorhandenen Fundamente wurden bei der Neubepflanzung des Kirschköppels im letzten Jahr wieder ausgegraben. Vielleicht wird dort ja nochmal eine ebensolche Stätte der Andacht neu errichtet.
Während die Autofahrer den heute vorbildlich ausgebauten Fuhrweg natürlich zu schätzen wussten, dachten die Kinder etwas wehmütig an vergangene Zeiten zurück. Was war das doch so schön, im Winter Teile der „Jerrybach“ anzustauen, das Wasser über den damaligen Fuhrweg zu leiten, und dadurch eine wunderschöne Eisbahn zu erzeugen. Wochenlang konnte man sich nach Herzenslust austoben, und das frohe Lachen der Kinder drang bis in meine Wohnung in der alten Wingertsmauer hinauf.
Des einen Freud ist halt des anderen Leid…
In diesem Sinne… Ich hoffe Sie bleiben mir treu.
Ihr Leijemöbbesje
Heimatverein Kestert 2015 e.V.