„Et Laymöbbesje erzählt…“
„Der Werschbach-Wall“
Gude ihr Leut,
neulich, während einer meiner Wanderungen durch die heimatlichen Gefilde, kam ich nach längerer Abwesenheit wieder einmal durch die „Werschbach“. Das lustig vor sich hinplätschernde Wasser der Wöhrsbach (wie er offiziell betitelt wird) hat im Laufe vieler tausend Jahre jenes romantische Tal in die Landschaft gezaubert, welches in alten Karten auch mal als „Wehrsbach“ oder „Wersbach“ beschrieben wird. Schon als ganz kleines Laijemöbbesje hat mich das wilde Tal in seinen Bann gezogen, und es war für mich immer ein besonderes Erlebnis es zu durchwandern.
Ungezählte Generationen von Winzern und Obstbauern haben über Jahrhunderte die charakteristischen alten Terrassen bebaut und gepflegt. Die Arbeit die hinter dieser einmaligen Leistung steht, ist heute kaum mehr zu ermessen. Sogar die Trinkwasserversorgung der beiden letzten Häuser von Kestert wurde aus der Werschbach gespeist. Im oberen Teil kann man sogar noch Reste der alten Leitung erkennen.
Einige befreundete Laijemöbbesjer hatten mir nun schon berichtet, dass die Werschbach bei den Stürmen im vergangenen Juni stark gelitten hatte. Die Wassermassen hatten bei ihrem Weg durch das enge Tal alles mit sich gerissen, was ihnen im Weg war. Der Auslauf, an dem die Bach unter der Eisenbahnlinie durchführt, konnte die Mengen an Schlamm und Geröll nicht mehr fassen. So lief der ganze „Schlammbbes“ über die Gleise und sorgte für erhebliche Behinderungen im Bahnverkehr. Über Wochen waren beauftragte Firmen anschließend damit beschäftigt, die Geröllmassen zu beseitigen und die Ausläufe verschiedener Unterquerungen wieder durchgängig zu machen.
Obwohl gerade die Bahn in manchen Belangen ja nicht immer die Schnellste ist, wurden hier mit geradezu atemberaubender Geschwindigkeit Fakten geschaffen. Ruckzuck wurden schwere Eisenträger und Erdanker in das felsige Schiefergestein getrieben, und alle wasserführenden Bäche und die alten „Flütze“ mit Fangnetzen verbaut. Und dies sogar so gründlich, dass bei meiner geliebten Werschbach im unteren Bereich gleich die ganze Wegführung unter den Netzen der Hangsicherung verschwand.
Nun ist es für mich als Laijemöbbesje wegen meiner kurzen Beine schon nicht ganz einfach, diese „Gefahrenstelle“ zu überwinden. Aber ich glaube auch die lieben Menschen werden ihre Probleme haben darüber hinweg zu kommen, sollten auch sie mal wieder in der „Werschbach“ nach dem Rechten sehen wollen. Als ich den Fangzaun zum ersten Male sah, erweckte er auf mich den Eindruck einer alten Panzersperre, wie sie am Westwall in der Eifel zu finden sind. Und diese Art der Architektur ist doch nun mittlerweile wirklich nicht mehr aktuell.
Ob der liebe Mensch, der hier geplant hat, da nicht etwas über das Ziel hinausgeschossen ist? Früher wurden nach solchen Ereignissen die Bachläufe einfach wieder freigeräumt und auch sauber gehalten. Dadurch konnten sich solche Schlammmassen garnicht erst entwickeln. Aber heute wird das ja anscheinend alles etwas anders gemacht.
Des einen Freud ist halt des anderen Leid…
In diesem Sinne… Ich hoffe Sie bleiben mir treu.
Ihr Leijemöbbesje
Heimatverein Kestert 2015 e.V.