Folge 1: "Der Wingert – Mein Lebensraum"

„Et Laijemöbbesje erzählt…“

Der Wingert – Mein Lebensraum

Gude ihr Leut,

nachdem ich mich in der vergangenen Folge schon persönlich vorgestellt habe, möchte ich heute etwas über meinen Lebensraum erzählen. Seit vielen Jahrzehnten lebe ich in den sonnendurchfluteten Wingertsmauern oberhalb von Kestert. Diese Mauern sind teilweise hunderte von Jahren alt und ermöglichten seinerzeit den Menschen überhaupt erst, die steilen Hänge des Mittelrheintals zu bewirtschaften. Durch die Anlage von Terrassen wurden „Idemscher“ geschaffen, auf denen über Generationen Reben und Obstbäume angepflanzt wurden. Die Menschen haben immer dafür gesorgt, dass die Mauern gut gepflegt, und wenn nötig auch repariert wurden. Im Herbst und im Frühjahr trugen sie den Stallmist mit der „Küütz“ in die Wingerte, der dann mit dem „Korscht“ eingearbeitet wurde um dem kargen Boden etwas mehr Ertrag abzuringen. Ebenso wurde nach starken Regenfällen der weggespülte Mutterboden, der sich in der „Koricht“ gesammelt hatte, wieder nach oben transportiert und verteilt. 

Es war eine schöne Zeit. Doch leider verdienten immer weniger Menschen ihr Brot mit der Feldarbeit. So wuchsen die „Idemscher“ immer mehr zu, und manche Mauer brach zusammen. Meine Wohnung bekam immer weniger Sonne ab. Sowas hat ein Wärme liebendes „Laijemöbbesje“ garnicht gerne. Irgendwann tauchten dann unweit der feindlichen Brüder einige „Bickesjer“ und „Geise“ im Hang auf, und begannen den Bewuchs wieder abzufressen. Diese Maßnahme soll angeblich der Verbuschung  entgegenwirken. Das hat zwar schon mal etwas geholfen, aber ich hoffe doch sehr, dass irgendwann auch die Menschen die Wingerte wieder für sich entdecken. Schließlich wächst da der gute Wein vom Mittelrhein. Und mir könnte etwas mehr Sonne auch gut tun.  

In diesem Sinne… 

Ich hoffe Sie bleiben mir treu.

 

Ihr Laijemöbbesje