Folge 4: "Die Riesenschlange vom Rhein"

„Et Laijemöbbesje erzählt“

Die Riesenschlange vom Rhein

Gude ihr Leut,

Obwohl wir Laijemöbbesjer als wärmeliebende Tiere gerne die Wingertsmauern im sonnigen Mittelrheintal bevölkern, sind wir dort bei Weitem nicht allein. Viele verwandte Spezies tummeln sich ebenfalls in- und auf den teilweise Jahrhunderte alten Schiefer-Mauern. Während man früher noch recht oft einen meiner weit entfernten Verwandten, die Kreuzotter auf den warmen Felsen in der Sonne antreffen konnte, sind es heute eigentlich fast ausschließlich Blindschleichen die mit uns Laijemöbbesjer eine Wohnung im Wingert teilen.  

Jetzt sollte man meinen, dass die Menschen am Mittelrhein mit den verschieden heimischen Reptilienarten recht gut vertraut sind. Umso mehr haben wir Laijemöbbesjer seinerzeit anlässlich einer Begebenheit gelacht, welcher damals sogar der Rhein-Zeitung eine Mitteilung wert war.

Es war im heißen Sommer des Jahres 1958, als aufmerksame Einwohner von Kestert in einem Dornengestrüpp am „Gaul“ eine zusammengerollte „Riesenschlange“ entdeckten, die aufgrund ihrer Größe und Farbe so garnicht zu dem heimischen Schlangenarten passen wollte. Schnell verbreitete sich die Kunde von diesem ungewöhnlichen Fund im ganzen Ort. Zahlreiche Schaulustige pilgerten zum Gaul um das gefährliche Reptil einmal selbst aus der Nähe zu betrachten. Sogar der zuständige Jagdaufseher wurde herbeigerufen. Aber auch er war ratlos wie diese große Schlange wohl einzuordnen sei. Einige der teilweise sehr verängstigten Menschen vermuteten, das Tier wäre aus einem kleinen Wanderzirkus „ausgebüxt“, der nur wenige Wochen zuvor in Kestert gastierte. Andere wiederum meinten die Schlange entstamme einem Forschungslabor für exotische Tiere.

Es dauerte eine ganze Weile bis einigen beherzten Männern auffiel, dass die Schlange weder einen Kopf, noch ein Schwanzteil besaß. Kurzentschlossen wurde der Beschluss gefasst, dass vermeintlich schlafende Tier mit einer langen Stange einmal aufzuwecken. Unter dem schallenden Gelächter der anwesenden Schaulustigen wurde schließlich ein abgerissener Bremsschlauch eines Güterwagens der nahe vorbeiführenden Eisenbahnstrecke aus dem Gebüsch gezogen. Auch wir Laijemöbbesjer hielten uns die Bäuche vor Lachen. Noch Wochen nachdem diese Begebenheit in der Rhein-Zeitung veröffentlicht wurde, wunderten wir uns über die Naivität der Menschen und deren Angst vor vermeintlichen „Riesenschlange vom Rhein“.  Wenn Sie aber in der nächsten Zeit einmal einen Spaziergang durch unsere schöne Heimat unternehmen, und eventuell eine zusammengerollte Schlange im Gebüsch entdecken, dann seien Sie vorsichtig; nicht immer ist es ein abgerissener Bremsschlauch.

In diesem Sinne… Ich hoffe Sie bleiben mir treu.

Ihr Laijemöbbesje    

 

Heimatverein Kestert 2015 e.V.