Folge 9: „Die staubfreie Müllabfuhr“

„Et Laijemöbbesje erzählt“

„Die staubfreie Müllabfuhr“

Gude ihr Leut,

wir Laijemöbbesjer sind ja von Natur aus sehr reinliche Tiere. Stets befindet sich unser Äußeres in einem tadellosen Zustand, und auch unsere Wohnungen in den alten Wingertsmauern sind immer fein ausgekehrt und gut gelüftet. Bei dem Stichwort Reinlichkeit fällt mir allerdings ein: Können sie sich noch an die Zeiten erinnern, als es in Kestert noch keine Mülltonnen und keine geregelte, „staubfreie“ Müllabfuhr gab?

Ich schon! Denn es ist noch garnicht so lange her. Erst im Jahre 1963 beschloss der Gemeinderat von Kestert, die bis dahin gehegte Praxis der Müllentsorgung grundlegend zu ändern. Seit Jahrhunderten war es üblich gewesen, dass die Haushalte ihren Müll in eigens angelegten Gruben entsorgten. Diese „Schuttplätze“ befanden sich beispielsweise im Bereich der „Bleich“ am Rhein, unter dem Spielplatz am Fuhrweg, und in Oberkestert in der hinteren „Leimkaut“. Nun muss man dazu wissen, dass bis zum 2. Weltkrieg die Müllmenge eher überschaubar war. Waren wurden fast ausschließlich in Papiertüten oder Gläsern gekauft. Die meisten Dinge des täglichen Bedarfs wie Obst, Gemüse, usw. hatten die Menschen eh immer frisch vor Ort. Jedwede brauchbare Verpackung wurde zudem weiterverwendet oder zweckentfremdet. Für die Müllkippen blieb also nicht mehr viel „Material“ übrig. 

Dies änderte sich jedoch schlagartig mit dem aufkommenden Wirtschaftswunder in den 1950er Jahren. Plötzlich nahm die Menge an Plastikmüll, und anderen für die Natur nur schwer verdaulichen Materialien, schlagartig zu. Auch so manches Automobil oder Moped wurde nach dem Ende seiner Nutzungszeit in den Müllgruben „verklappt“. So dauerte es nur wenige Jahre, bis diese Schuttplätze am Rande ihres Fassungsvermögens angekommen waren. In der Bevölkerung wurden die Rufe nach einer geregelten Müllabfuhr immer lauter.

Auch wir Laijemöbbesjer begrüßten diesen Schritt damals sehr. War es doch auch für uns nicht schön überall in der Gemarkung auf Müllberge zu stoßen. Mit der Einfuhr einer allgemeinen Müllabfuhr nahm die wilde Müllentsorgung schließlich spürbar ab. Nur die Kinder trauerten den guten alten Müllkippen hinterher. Waren diese doch über Jahre hinweg interessante Spielplätze gewesen. Wenngleich es auch heute noch einige Zeitgenossen gibt, denen die „staubfreie Müllabfuhr“ anscheinend unbekannt ist. Immer wieder finden sich Plastikabfälle, Blechdosen oder zerbrochene Glasflaschen entlang den Wegen. Vielleicht sollte man diese Mitbürger einmal auf die vorhandenen Möglichkeiten der Entsorgung hinweisen. Es gibt sie zwar erst seit etwas mehr als 50 Jahren, aber so eine „staubfreie Müllabfuhr“ ist schon eine feine Sache.

In diesem Sinne… Ich hoffe Sie bleiben mir treu.

Ihr Leijemöbbesje    

 

Heimatverein Kestert 2015 e.V.