„Et Laijemöbbesje erzählt“
„Die Wasserleitung“
Gude ihr Leut,
was heute in jeder Wohnung eine Selbstverständlichkeit ist, nämlich fließendes Wasser zu haben, war in früheren Jahrhunderten ein großes Problem. Auch die Einwohner von Kestert versorgten sich in früheren Zeiten über öffentliche Brunnen, die an verschiedenen Stellen in Ober- und Niederkestert zu finden waren. Über eine „Hand-Schwengelpumpe“ wurde das Wasser in Eimer gepumpt und im Haushalt verwendet.
Da war es schon eine echte Erleichterung und ein großer Fortschritt, als vor genau 100 Jahren, im Jahr 1916 die erste Kesterter Wasserleitung in Betrieb genommen wurde. Sie führte von den Kesterter Quellen im Güterst-Tal direkt in die Häuser. In jedem Haushalt wurde genau eine Zapfstelle eingerichtet. Wasseruhren, oder andere Zähleinrichtungen gab es damals noch nicht. Über eine „Wasserabgabe“ trug jeder Haushalt seinen Teil für den Betrieb und die Instandhaltung des Leitungsnetzes bei. Und dieses System funktionierte; zumindest bis in die 1950er Jahre. Durch den wachsenden Wohlstand, und das einsetzende Wirtschaftswunder stieg auch der Wasserverbrauch in Kestert stark an. Besonders in der regenarmen Zeit wurde nun immer öfters das Wasser knapp. Dies ging sogar so weit, dass in den höhergelegenen Teilen des Oberdorfes für mehrere Tage gar kein Wasser mehr aus dem Hahn floss.
Um dem Umstand Abhilfe zu schaffen, wurden ab 1959 die ersten Wasseruhren in Kestert verbaut. Sie ermöglichten eine bessere Kontrolle des Wasserverbrauchs einzelner Haushalte, da die Umverteilung bis dahin allein auf dem Solidaritätsprinzip beruhte. Doch auch die Wasserzähler konnten den Umstand nicht beseitigen, dass die Kesterter Quellen schließlich den gestiegenen Wasserverbrauch nicht mehr befriedigen konnten. Auch die Neufassung weiterer Quellzuflüsse und der Bau eines Hochbehälters im Fuhrweg konnten eine grundlegende Änderung der bisherigen Verhältnisse nur herauszögern, aber nicht beseitigen. So kam es, dass die Kesterter schweren Herzens ab den späten 1980er Jahren ihr Trinkwasser vom „Planungsverband Rheinhöhenwasser“ (der heutige Zweckverband RheinHunsrück Wasser) beziehen mussten. Die Entscheidung fiel nicht leicht, denn viele Kesterter wollten seinerzeit „ihr gutes Quellwasser“ nur ungern eintauschen.
Viele Jahre sind seitdem vergangen. Bei meinen Streifzügen durch die Gemarkung komme ich auch immer mal wieder an den gefassten Quellen im Güterst-Tal vorbei. Nur die stählernen Brunnenabdeckungen zeugen noch von einer Zeit, als das Kesterter Trinkwasser noch vor Ort gewonnen wurde.
In diesem Sinne… Ich hoffe Sie bleiben mir treu.
Ihr Leijemöbbesje
Heimatverein Kestert 2015 e.V.