„Et Laijemöbbesje erzählt“
„Zwei Fußballtore im Strombett“
Gude ihr Leut,
als ich vor wenigen Tagen meinen Neujahrsspaziergang absolvierte, führte mich mein Weg durch das Tal der „kla Bach“ hinunter an den Rhein. Was war der sonst so ruhig daliegende Fluss durch die Regenfälle der vergangenen Tage und Wochen doch zu einem mächtigen Strom angewachsen. Während ich so auf dem Trottoir entlang der Bundestraße Richtung Pulsbach schlenderte, musste ich mit einem Grinsen daran denken, dass die Fußballer unter der Kesterter Jugend seinerzeit bei diesem Wasserstand ganz schön nasse Füße bekommen hätten. Sie wissen nicht was ich damit meine? Na dann will ich Ihnen eine kleine Geschichte erzählen, welche sich in den ersten Nachkriegsjahren 1946/47 zugetragen hat:
Bis kurz vor dem 2. Weltkrieg war die Rheinuferstraße in Kestert der bevorzugte Spielgrund für die dörfliche Jugend. Von „Kliggerches“ über Fangen bis hin zu Fußball war hier alles möglich. Der geringe Autoverkehr in dieser Zeit tat der Spielfreude keinen Abbruch. Als dann aber mit den Kriegswirren und der anschließenden Besatzungszeit der Verkehr auf der damaligen Reichsstraße 42 stark anstieg, musste ein neuer, gefahrloser Ersatz für die verloren gegangene Spielfläche gefunden werden. Die Lösung fand sich am Rheinufer. Zwischen dem Gaul und der Pulsbach war durch Aufschüttungen während des Baus der rechtsrheinischen Eisenbahnstrecke eine größere, ebene Freifläche entstanden. Bereits in den 1930er Jahren diente dieser Bereich dem Schulsport. Diese Gegebenheit machte sich nun die Kesterter Jugend zu Nutze, befreite das Gelände von Unrat und groben Steinen, und nach dem Aufstellen von zwei provisorischen Fußballtoren, war die neue Spielfläche fertig.
Immerhin 30 Meter breit und 60 Meter lang war der Platz. Hier konnte die Kesterter Jugend nun nach Herzenslust, und ohne Gefahr dem gemeinsamen Spiel nachgehen. Niemand störte sich an dem ausgelassenen Lärmen der Kinder, welches ich manchmal sogar bis in meine Wohnung in der alten Wingertsmauer hören konnte. Allerdings hatte die neue Spielstätte einen entscheidenden Nachteil: Immer wenn der Pegel des Rheines anstieg, wurde der Platz überspült. Wahrscheinlich war diese Tatsache, neben der doch recht groben Struktur der Oberfläche der Grund, warum der TV 1895 Kestert, 1947 mit Unterstützung der französischen Besatzungsbehörden mit dem Bau des neuen Sportgeländes in Oberkestert begann. Die dortige Rasenfläche sorgte dann auch nicht mehr für so viele „aufgeplotzte“ Knie, wie es am Rheinufer immer der Fall war. Aber irgendwie vermisste die Dorfjugend ihren so nah an Kestert liegenden Spielplatz doch sehr. Zumindest so lange sie keine nassen Füßen bekam…
In diesem Sinne. Ich hoffe Sie bleiben mir treu.
Ihr Laijemöbbesje.